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Zentrum für Seelische Gesundheit nimmt seine Fahrt auf (April 2017)

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Rund 400 Personen aus der Bezirksverwaltung sowie aus der Nachbarschaft des Zentrums für Seelische Gesundheit waren am Samstag der Einladung zu einer Erstbesichtigung der neuen Klinik gefolgt. Begrüßt wurden sie im Hörsaal von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. (Foto: Mauritz).
 

Würzburg. (mm) Große Ozeandampfer stechen für gewöhnlich mit einer Jungfernfahrt zum ersten Mal in See, das Zentrum für Seelische Gesundheit, das vor wenigen Tagen seine ersten Patienten aufnahm, lud am Samstag (29. April) die Anrainer aus dem Würzburger Frauenland sowie Bezirksmitarbeiterinnen und Bezirksmitarbeiter zu einem Tag-der-offenen-Tür. Rund 400 „Seh-Leute“ nutzten diese Gelegenheit zu einem ersten Augenschein. Der große Hörsaal im neu errichteten Krankenhaus reichte für den exklusiven Kreis gerade noch aus.

Mit diesem Neubau sei ein großer Wurf gelungen, der die unterfränkische Krankenhauslandschaft nachhaltig stärken werde, sagte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel in seiner kurzen Ansprache, in der er sich bei den Anwohnern bedankte für deren Langmut während der dreijährigen Bauphase. „Unter einem großen Dach ist hier ein Gesundheitszentrum entstanden, das sowohl eine somatische als auch eine psychiatrische Klinik umfasst“, erläuterte Dotzel die Anbindung des Zentrums an die orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus. Dank der optischen und organisatorischen Verzahnung der beiden Bezirkskliniken werde der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegengewirkt, sagte der Bezirkstags-Chef.

Da der Hörsaal, der sich früher im König-Ludwig-Haus befand, ins Zentrum für Seelische Gesundheit verlegt wurde, sei in der orthopädischen Klinik Platz entstanden, um den Aufwachbereich und die Intensivstation in unmittelbarer Nähe zum OP-Bereich unterzubringen und diese gleichzeitig an die neuesten Standards anzupassen, betonte Dotzel. „Der OP-Bereich, also das Herzstück jeder orthopädischen Klinik, wurde im Zuge dieser Baumaßnahme deutlich gestärkt!“ Zudem habe der Neubau die Installation eines hochmodernen Kernspintomographen ermöglicht, der von der Uni Würzburg betrieben und sowohl im Orthopädie-Bereich als auch in der Psychiatrie genutzt werden könne. Außerdem werde in einem zweiten Bauabschnitt der bisherige Innenhof in zwei Gartenbereiche aufgeteilt, von denen der eine den Patienten, der andere dem Personal vorbehalten sein werde. Eine neue Tiefgarage mit 75 Stellplätzen werde die Parkplatzsituation insgesamt deutlich entspannen, sagte Dotzel.

Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Schloss Werneck, der sich mit seinem Kollegen Prof. Dr. Dominikus Bönsch vom Bezirkskrankenhaus Lohr am Main im jährlich wechselnden Turnus die Leitung der neuen psychiatrischen Klinik teilen wird, unterstrich die Wichtigkeit der Einrichtung. Im Gegensatz zu somatischen Krankheiten nehme nämlich die Zahl psychiatrischer Patienten nach wie vor dramatisch zu. Nach seiner Einschätzung dürften in den drei Stationen sowie der Tagesklinik und der Psychiatrischen Institutsambulanz des Zentrums zumeist Angststörungen, Depressionen sowie bipolare und psychotische Störungen behandelt werden. Insgesamt werden in der neuen Klinik mit sechzig vollstationären Betten und 24 tagesklinischen Plätzen rund 85 hochqualifizierte Fachkräfte eine Arbeit finden – darunter zwanzig Ärzte, sechs Psychologen und 46 Pfleger.

Prof. Bönsch ergänzte, dass in Unterfranken schon seit geraumer Zeit großer Bedarf an psychiatrischen Einrichtungen bestehe. Besonders gelte dies für Tageskliniken. Zudem erspare das neue Zentrum für Seelische Gesundheit sowohl den Patienten aus Würzburg als auch deren Angehörigen die relativ weiten Wege zu den beiden Standorten Lohr und Werneck.

Pflegedirektorin Michaela Bach betonte in diesem Zusammenhang, dass jeder in eine Situation geraten könne, die eine psychiatrische Erkrankung auslöse. Den Patienten müsse daher mit Respekt begegnet werden. Dem pflichtete Krankenhausdirektor Karsten Eck entschieden bei. Das Leitmotiv im Logo der neuen Einrichtung laute: „Der Mensch im Mittelpunkt. Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus“. Dies bringe sowohl Professionalität als auch den Respekt für alle Patientinnen und Patienten zum Ausdruck, erklärte Eck.

Felix Neumann vom Baureferat des Bezirk Unterfranken erinnerte an die Planungsphase des Baus, die mit einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2010 begann. 2013 sei die Errichtung der Klinik genehmigt worden. Vor drei Jahren, im Frühjahr 2014 wurden die ersten Bäume gefällt und die Baugrube ausgehoben. Insgesamt waren zwanzig Ingenieur- und Planungsbüros sowie rund hundert Firmen am Bau beteiligt. Die Baukosten bezifferte Neumann auf insgesamt 33 Millionen Euro – 26 Millionen habe man im ersten Bauabschnitt verbraucht.

Nach so viel Theorie drängte es die Besucherinnen und Besucher vom Hörsaal in die Räume der Klinik. Das Zentrum für Seelische Gesundheit besteht aus zwei rechteckigen Baukörpern. Im ersten und im zweiten Obergeschoss sind eine Normal-, eine Krisen- und eine geschlossenen Station mit jeweils zwanzig Betten in Ein- und Zweibettzimmern untergebracht. Alle Patientenzimmer blicken nach Süden oder nach Westen.