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"Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen"
Psychiatriesymposium zum Thema "Nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden
Beschäftigten sich mit den Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Behandlung von psychisch kranken Menschen (von links): Jürgen Oswald (Geschäftsleiter der Krankenhäuser und Heime des Bezirks Unterfranken), Karsten Eck (Krankenhausdirektor der Klinik König-Ludwig-Haus), Michaela Bach (Pflegedirektorin der Klinik König-Ludwig-Haus), Erwin Dotzel (Bezirkstagspräsident), Prof. Hans-Peter Volz (Ärztlicher Direktor des Zentrums für Seelische Gesundheit und des Krankenhauses für Psychiatrie Schloss Werneck), Prof. Dominikus Bönsch (Ärztlicher Direktor des Zentrums für Seelische Gesundheit und des Bezirkskrankenhauses Lohr am Main). (Foto: Hiller)
Würzburg. (hil) "Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen." Mit diesem Zitat eröffnete Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am Montag (21. Oktober) das diesjährige Psychiatrie-Symposium des Bezirks Unterfranken, das sich im Hörsaal der orthopädischen Klinik im Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus unter der Überschrift "nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden" beschäftigte. Moderiert wurde die Veranstaltung im Wechsel von Prof. Hans-Peter Volz, dem Ärztlichen Direktor des Zentrums für Seelische Gesundheit und des Krankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck und Prof. Dominikus Bönsch, dem Ärztlichen Direktor des Zentrums für Seelische Gesundheit und des Krankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Lohr am Main, die sich mit Fragen rund um das Thema psychische Erkrankungen bestens auskennen.
Kräuter und Pflanzen dienten über Jahrtausende hinweg dazu, Krankheiten zu heilen und zu lindern und noch heute seien Naturvölker bekannt, die Pflanzen als Heilmittel verwenden, so Dotzel weiter. "Aber auch in den Industriestaaten besinnen sich viele Menschen wieder auf alternative, nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden. Diese Methoden können neben der medikamentösen Therapie eingesetzt werden – entweder, weil sie eine unterstützende Funktion haben oder weil sie sich durch eine schnelle Wirksamkeit auszeichnen", sagte der Bezirkstagspräsident. Zugleich wies er daraufhin, dass nicht alles was in Mode komme auch zwangsläufig richtig und gut sei.
"In jedem Fall freue ich mich sehr über das heutige Symposium, das alten Mythen und neuen medizinischen Erkenntnissen auf den Grund gehen wird. Besonders freue ich mich darüber, dass die Referenten und Organisatoren dieses Symposiums Mitarbeiter beim Bezirk Unterfranken sind. Für mich ist das ein Beweis dafür, dass in unseren psychiatrischen Kliniken, ob in Lohr oder Werneck oder eben hier im Zentrum für Seelische Gesundheit, ausgewiesene Experten arbeiten", betonte Dotzel.
Mit einem kleinen Scherz eröffnete Prof. Hans-Peter Volz die Veranstaltung, als er die erste Referentin, Ilona Schmitt, Ergotherapeutin am Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus zusammen mit ihrem Therapie-Hund Mike an Rednerpult bat: "Bitte lassen Sie mich erst noch auf meinen Platz zurück, da ich eine kleine Hunde-Phobie habe." Diese Angst war jedoch unbegründet, da sich der Therapie-Hund als ein äußerst friedlicher und angenehmer Zeitgenosse präsentierte. Schmitt erklärte, dass die Tiere auf die Patienten eine kommunikationsfördernde Wirkung hätten. So treten die Menschen über die Tiere schon viel eher in Kontakt beispielsweise mit anderen Tierbesitzern als ohne. "Die Tiergestüzte-Therapie ist für Menschen jeden Alters geeignet", sagte Schmitt. Ziel sei es, die verbale und nonverbale Kommunikation der Leute zu verbessern, Hilfen bei der Alltagsbewältigung zu geben sowie Strategien zur Selbstbewältigung zu entwickeln.
Anschließend lernten die Zuhörer etwas über Akupunktur und Aromatherapie bei der Behandlung psychisch kranker Menschen. Referentin Natalie Ruß erklärte, dass die Akupunktur auf der traditionellen chinesischen Heilkunde basiert. Anhand eines aus Kunststoff nachgebildeten Ohres, konnten sich die Zuhörer im Hörsaal selbst ein Bild von den unzähligen verschiedenen Akupunktur-Punkten machen und zeigten sich sichtlich beeindruckt. Sandra Schumacher und Marion Küttenbaum erklärten dem Publikum, dass es bei der Aromatherapie darum geht, dass sich die Patienten wohlfühlen. Durch diese Therapie soll die Selbstheilung aktiviert werden. Dies erfolgt durch die Verwendung ätherischer Öle. So wirkten zum Beispiel die Düfte von Zitrusfrüchten sehr gut bei der Behandlung von Angst- und Panikstörungen, die Zirbelkiefer, die derzeit in aller Munde ist, wirke dagegen sehr gut bei Psychosen.
In ihrem Vortrag brachte Dr. Maria Deaconu dem Publikum die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) näher. Dabei handelt es sich um das aktuell wirksamste Therapieverfahren zur Behandlung schwerer und therapieresistenter depressiver Erkrankungen. Sie beruht darauf, dass durch eine kurze elektrische Stimulation ein zerebraler Anfall ausgelöst wird. Dadurch soll ein besseres Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen erreicht werden. Dr. Simona Kralik erläuterte die Funktionsweise der repetitiven Magnetstimulation. Es handelt sich dabei um eine neue, nicht pharmakologische Behandlungsmöglichkeit, bei der mit Hilfe von Magnetfeldern Bereiche des Gehirns sowohl stimuliert, als auch gehemmt werden können – ähnliche wie bei einem Induktionsherd, sagte Dr. Kralik mit einem zwinkernden Auge.
Spannend war auch der Vortrag von Melanie Heim und Bernhard Geyer, die über die Beziehungsarbeit in der psychiatrischen Pflege berichteten. Dabei geht es primär darum, einen guten Draht zum Patienten zu bekommen. Das beginnt schon damit, dass die primäre Bezugspflegekraft von Beginn an die pflegerische Steuerung des Aufenthalts übernimmt. Sie ist dann von Beginn an bei allen verschiedenen Phasen des Patienten mit eingebunden und bietet Halt, schafft Freiräume und leitet den Patienten dann auch an, weitere Therapie-Angebote wahrzunehmen.
Heinz Rüschstroer, Dipl.-Psychologe, ermöglichte noch einen Einblick in das Thema „Neurofeedback“. Dabei geht es darum, die Aufmerksamkeit und Konzentration durch gezieltes Training des Gehirns zu verbessern. Den Abschluss machte Oberärztin Dr. Stefanie Mutz-Humrich, die die VNS-Therapie vorstellte. Dabei wird der Vagus-Nerv mittels kleiner Stromstöße stimuliert. Der Erfolg dieser Therapie wird hauptsächlich in der Langzeitbehandlung gesehen.